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Bündner Luft für die Welt

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Bei Hamilton treffen Innovation und Vision aufeinander

Spätestens seit Bundesrat Berset während des Lockdowns die Produktion von Hamilton Medical besichtigte, weiss die Schweiz, dass in Graubünden Beatmungsgeräte für die ganze Welt produziert werden. Was die Hamilton Gruppe von anderen Unternehmen abhebt? Fokus und Innovation.

Besucht man die imposanten Gebäude von Hamilton Medical in Bonaduz und Domat/Ems, trifft man Fertigungshallen, voll- und halbautomatisierte Maschinen, weiss gewandete Menschen, die mit konzentrierter Geschäftigkeit arbeiten an – und zwar an nichts weniger, als an der Luft, die wir zum Atmen brauchen. Seit 1983 stellt Hamilton Medical, eine Unternehmung der Hamilton Gruppe, Beatmungsgeräte für die Intensivmedizin her, und wer denkt, das seien im Grunde nichts anderes als automatisierte Velopumpen, liegt so falsch gar nicht, lacht Alexander Starcevic, Director of Marketing: «Frequenz, Volumen und Druck sind bei Velopumpe und Beatmungsgerät wichtige Parameter. Das Komplexe beim Beatmungsgerät ist natürlich, dass für alle Patientinnen und Patienten individuelle, klinische Werte erreicht werden sollen, insbesondere die Menge Sauerstoff und Kohlendioxid (CO2) im Blut. Dafür müssen am Beatmungsgerät die richtigen Werte für Atemfrequenz und Druck oder Volumen eingestellt werden. Gleichzeitig soll die Beatmung möglichst lungenschonend erfolgen.» Von wegen Velopumpe also.

 

Ausnahmezustand

In Graubünden werden spitzentechnologische Geräte hergestellt, die täglich Leben retten; Hamilton Medical ist «einer der drei Grossen» in der Branche. Die Corona-Krise führte eine Nachfrage mit sich, die «eigentlich nicht mehr handlebar ist», sagt Starcevic. «Man kann ja eine Produktion nicht von heute auf morgen verzehnfachen.» Und doch wird Hamilton Medical es schaffen, für dieses Jahr etwa das Vierfache der Stückzahlen eines normalen Jahres herzustellen. Als erste Massnahme zu Beginn der Krise jedoch wurde sichergestellt, dass sie immer Verbrauchsteile liefern können – damit Hamilton-Geräte, die schon in Betrieb sind, in Betrieb gehalten werden können. «Die haben wir auch von Anfang an kontingentiert, also begrenzt, wie viele Teile unsere Kunden bestellen können, damit nicht das Gleiche wie mit dem WC-Papier im Supermarkt passiert.» Dass jedoch das BAG die Verteilung der Geräte in der Schweiz übernommen hat, dafür war er sehr dankbar: «Es ist schon eine seltsame Situation, zu entscheiden, wer eines kriegt und wer nicht.»

Nur Zyniker*innen würden behaupten, diese Krise sei ein Fest für Firmen wie Hamilton Medical. «Natürlich laufen momentan die Geschäfte für Unternehmen in der Branche gut», sagt Starcevic. Aber genau das kann problematisch werden in ein paar Jahren: «Denn dann besteht die Gefahr einer Übersättigung des Marktes. Wir sind also nicht besonders glücklich über die Situation, weder aus gesellschaftlicher noch geschäftlicher Sicht.»

 

Visionäre Ideen

Was Hamilton Medical auch dann vom Rest abheben wird, ist der Fokus auf Beatmung, die intelligente Technologie, die Innovationskraft des Unternehmens. Innovation und technische Intelligenz – Attribute, die Teil der DNA der gesamten Hamilton Gruppe sind. Die Business Unit Robotics stellt etwa automatisierte Geräte zur Analyse von kleinsten Flüssigkeitsmengen her – und liefert so in den Labors dieser Welt ebenfalls einen Beitrag zur Bewältigung der Covid-19-Krise.

Für Starcevic sind diese hamiltonschen Charaktereigenschaften «die einzige Art, wie wir uns positionieren können; preislich werden immer andere attraktiver sein». Schon die Basis der Firma beruht auf einer visionären Idee: Steve Hamilton, zweite Generation der Besitzerfamilie, kam im Gespräch mit einem Forscher der NASA auf die Idee, das Prinzip der maschinellen Beatmung umzukehren: In der konventionellen Beatmung werden «mechanische» Parameter wie Frequenz, Druck oder Volumen am Beatmungsgerät eingestellt und dann beim Patienten Sauerstoff und Kohlendioxid im Blut gemessen. Dann werden die Parameter am Gerät angepasst, wieder gemessen, wieder eingestellt, bis die gewünschten Werte für Sauerstoff und Kohlendioxid erreicht sind.

 

«Steve Hamilton hatte also die Idee: Warum gehen wir nicht einfach vom klinischen Ziel aus? Wir sagen dem Beatmungsgerät, welche Werte für Sauerstoff und Kohlendioxid wir wollen, und das Gerät passt seine Einstellungen dementsprechend an.» Die Entwicklung dauerte über 20 Jahre, vor 10 Jahren kam das erste Modell auf den Markt. «Diese Vision war wirklich ihrer Zeit voraus, und auch heute noch benötigt die Technologie viel Aufklärungsarbeit, um das Vertrauen von Ärzteschaft und Pflege zu gewinnen.» Es sei aber davon auszugehen, dass sich die Akzeptanz für solche Systeme weiter erhöht, da auch in anderen Bereichen intelligente Assistenzsysteme – z. B. in den Autos – immer mehr zum Alltag gehören, besonders wenn das Personal knapp ist. Die neueste Innovation aus dem Hause Hamilton Medical kam vor drei Jahren auf den Markt – eine Software, die die Atembemühungen der Patientinnen und Patienten mit dem Beatmungsgerät besser synchronisiert und so den Komfort für Betroffene steigert. Und weitere werden kommen: Eine ganze interdisziplinäre Abteilung mit rund 20 Mitarbeitenden entwickelt Ideen, testet, verwirft und erarbeitet Technologien, die die Welt auch in Zukunft in Atem halten werden.

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